Auszug aus der
ZEN-QUELLE -
DIE ZUSAMMENFASSUNG DES MEISTERWORTE - SAMMELWERKES
[Seite 49 - 51]
ORIGINALTEXT
BEGLEITWORT
Von dem Staatsgeneral Bùi Hưu - 裴休 aus der Tang-Dynastie
***
Ins Dasein
manifestierte sich einst Tathagatha [*] - je nach
kausalischer Lage hatte Tathagatha die Lehre gegründet. Bodhisattvas waren
eben niedergekommen, die je nach Krankheit der Lebewesen das entsprechende
Heilmittel herstellten. Um für die gesamte Lehre einer ganzen Ära einen
Zugang zu ermöglichen, hatte Buddha „Drei-Tore“ [*] mit
verschiedenster ‚Geistes-Tiefe‘ geöffnet. Ob flach oder äußerst tief, aus dem
einen und einzigen ‚Essenziellen-Wesen‘ heraus – aus dem reinsten Wahren-Geist
- offenbarten sie [Buddha und Bodhisattvas] verschiedenste Rechte DHARMA-QUALITÄTEN sowie Rechte DHARMA-QUANTITÄTEN [*]. Ebenso
überlieferten die beiden Bodhisattvas Asvaghosa [‚Mã Minh‘] und Nagarjuna [‚Long
Thọ‘] dieselbe Rechte-Lehre von unserem Drei-Weltallsphären-Meister [*], dennoch teilten sie ihre Lehre in zwei
Traditionen auf: „LEERHEITS-LEHRE“ und "WESENS-LEHRE“. Auch die
zwei Zen-Patriarchen Huệ Năng und Thần Tú übertrugen zwar jeweils denselben
„Dharma-Siegel“ von Bodhidharma weiter - in ihren essenziellen Wesen aber
zeigten sich zwei gravierende Unterschiede auf: „BLITZ“ und „GRADUELL“ – von denen
aber nur einer den ‚Geist des Bodhidharma‘ lebendig wiedererkennen ließ.
Der
Ehrwürdige Thần Hội [*] zeigte
direkt auf die Bewußtheit des Geistes, während der Ehrwürdige Mã Tổ [*] sagte: „Alles
ist Rechtes-Wahres!“. Der Ehrwürdige Pháp Dung [*] sagte wiederum: „Es gibt kein einziges Dharma!“ etc. Verschiedenste Ehrwürdige
Meister pflegten aus „denselben“ didaktischen Gründen unterschiedlichste
codierte Meister-Formeln: Ob „Sein“ oder „Nicht-Sein“ wird gleichsam
„niedergerissen“, ob „Wahr“ oder „Schein“ wird gleichsam „gebündelt“. Ob
„widersprüchlich“ um zu „übernehmen“, oder „Harmonie“ zur „Erkenntnis“ etc. …,
all das, mal verdeckt gezeigt, mal offenkundig dargelegt.
Damals
hatte sich im alten Indien die Große Lehre bereits in sehr viele Schulen und
Traditionen verzweigt. Denn für zigtausende Krankheiten waren unzählige
Rezepturen und Heilungsmethoden entstanden. So unterschiedlich die Krankheiten
waren, so sehr unterschieden sich die Heilungsmethoden voneinander. Diese
Verschiedenheiten zu einem einzigen Weg zu vereinen, schien schwer realisierbar
zu sein. Obwohl alle Verwirklichungen von der Vervollkommneten-Erkenntnis nur
auf der Mitte des ‚Rechten-Weges‘ münden, durch ein einziges „Tor“ hindurch
führen, sind diejenigen jedoch viel rarer, die die Lehre durchdrungen und
verstanden haben, als die Mehrheit derer, die daran festgehalten haben. Das ist
der Grund, weshalb seit einigen Jahrzehnten die Lehre Buddhas einen dekadenten
Rückgang erlitten hat.
Die ‚Festhalter‘ bauen - jeder auf seine Art - um sich herum eine
eigene Festung aus selbst eigebildetem Halbwissen, um sich selbst darin zu
inthronisieren. Sie verstecken sich hinter Sutren und Sastras, die sie als
Schutzschilder benutzen, um mit kontroverseren, verhängnisvollen Wort-Gefechten
aufeinander loszugehen. Alle betrachten das Dharma nur aus ihrem eingeengten
Selbst heraus und verdrehen es nach ihren eigenen verzerrten Bauchgefühlen und
Halbwissen [*1]: „Dies
richtig - jenes falsch, höheres/niedriges, …“, alles so sehr zerstreut und
verwirrt, daß ihr Geist sie nicht mehr zur Ruhe kehrend lässt. Aus ihrer eigenen überlieferten Tradition heraus missbrauchen sie Buddhas, Bodhisattvas und kanonisches Schrifttum, als Tritt-Podest, auf dem sie ihre Streitgefechte gegeneinander rechtfertigen können. Dadurch geben sie bloß ihr verhängnisvolles Festhalten weiter, und es vermehren sich diese Krankheiten noch bei den Nachkommen. Wem nützt das alles denn noch?
[*1] Abgeleitet aus einem
Spruch von Mạnh Tử ´s konfuzianistischen Lehrreden: “Gefühle wandern mit, wie Pfeile im Köcher auf dem Rücken desjenigen,
die er, wo er auch immer ist, mitträgt.“
Der große
Meister Khuê Phong hatte einst besorgt geäußert: „Wenn ich schon hier im Dasein bin, so taub und stumm kann ich aber
nicht lange bleiben“. Deshalb hatte er die „Drei-Lehren Tathagathas“ zu den
„Drei-Dharma-Toren“ der Zen-Tradition vereinigt und besiegelt. So wie wenn
verschiedene Altgold-Schmuckstücke wieder zu Goldbarren verschmolzen werden. So
wie man ein Milch-Extrakt – gekrönt mit verschiedenen delikaten Zutaten -
meisterhaft zu einer einzigartigen Speise mit köstlichem Geschmack vereint.
Denn, wenn das Rechte-Wahre sich vereinigt und auch in würdiger Höhe den Platz
einnimmt, werden dem alle nachfolgen. Wenn das Essenzielle-Wesen präzise
begründet und offenbart wird, so werden sich alle von selbst dorthin
ausrichten.
Da
dennoch seine Sorge blieb, daß alles für die Lernenden immer noch zu schwer zu
begreifen sei, zeigte er ihnen noch direkter, wo die „Wurzel“ und „Krone“ ist,
wo „Quelle“ und „Ozean“ des Zens ist. Er zeigte ihnen die didaktische
Vereinigung von „Wahr“ und „Schein“, von „Verdecken“ und „Offenbarung“ der „Leerheitslehre“
und „Wesenslehre“ auf. Er zeigte ihnen auch verschiedenste
Dharma-Sinnes-Unterschiede auf, ebenso die Gemeinsamkeit und Verschiedenheit
von „Blitz“ und „Graduell“. Auch den didaktischen Begegnungspunkt von
„Verdeckten-“ und „Offenen Aussagen“ deckte er auf. Auch die verschiedensten
Tiefengrade von didaktischen übertragenden Sinnes-Mitteln von „Sinnbildlichem“
und dem eigentlichen „Wahren-Sinn“ erläuterte er. Auch die Rechte-Sicht von
Verstehenden gegenüber derer sich im Irrtum befindenden Festhaltenden legte er
offen.
Das sind rechteste Worte seines Herzens, welche
er ihnen direkt offenbarte und in die Ohren sprach. So klar, wie Dinge auf der
eigenen Hand liegen. Mit herzberührenden Worten und herz-wärmsten Mitgefühl
lehrte er sie. Mit Muttermilch nährte er sie. Mit Geborgenheit der
Mutterbrustwärme schützte er sie. Auch all denjenigen, die keinen einzigen
Splitter von den gütigen Keimen des ‚Buddha-Selbst-Erwachens‘ in sich trugen,
vom Fegefeuer und der Flut sexueller Begierden etc. verbrannt waren und sich
mitreißen ließen, zeigte er gleichermaßen sein herzlichstes Mitgefühl und
führte sie an der Hand zum Rechten-Weg. Auch die, die der Selbst-Verblendung
und irrigem Festhalten, den „Externen-Maras“[*] sowie dem
„Kleinen-Wagen“ folgten, all jene rüttelte er mit seinem Mitgefühl wach. [*Siehe: „10 Maras - Erkennungsmerkmale für
Zen-Praktiker“]
Aus tiefstem
Mitgefühl über zukünftige kriegerische Kämpfe, die wegen der Verblendung und
ihres zerstörerischen Hasses nicht enden werden; aus Sorge und Befürchtung, daß
auch die Stärke eines Lichtkolosses die Dauer-Verblendung der nächtlichen
Finsternis nicht verdrängen könnte; die liebende Mutter ihre Kinder nach dem Dahinscheiden
nicht mehr schützen kann – deshalb hatte mein Meister Khuê Phong das 'Kolossale-Buddha-Tageslicht'
wieder aufgerichtet, so daß es überall prall leuchtet – durchdringlich und
durchgehend – und daß alle Vernebelung der Verzweiflung sich restlos
verflüchtigen werde. Deshalb hat er zum Heil aller Wesen in Übereinstimmung mit
dem 'Buddha-Geist' das Gelöbnis des Grenzenlosen-Mitgefühls [„Maha-Kurana“] abgelegt, so
daß es weiterhin bis in ferne Lebensspannen hinaus noch für alle heilbringend
sein wird. Der Weltall-Verehrte-Buddha hatte einst die Rechte-Lehre als
Ur-Meister offenbart. Mein Meister war der Vereinigende – jener, der die Lehre
vereinigt hat. So daß von der Vergangenheit bis in die Gegenwart diese sich
ergänzen, nah und fern sich beleuchten – so kann dies als die
'Vervollkommnete-Vereinigung' der Lehre einer Ära betrachtet werden.
Da fragte
jemand: „Tathagatha hatte die Lehre noch nie vereinigt, trotzallem leuchtet
diese, durch und durch gedrungen. Heutzutage, haltet ihr die
‚Tor-Verriegelung‘ nicht fest, auch die ‚Ultimative - Existenz-Zone‘ verlasst ihr einfach so…, widersprecht ihr etwa nicht dem ‚Verborgenen-Bereich‘ samt
‚Geheim-Kodex‘“?
Antwort: Bereits in der
„Lotus“- [*1] und
„Nirwana-Versammlung“ auf dem Geierberg-Gipfel hatte Buddha selbst [diese
Lehren] zu einer einzigen vereinigt. Nur noch Traumwandler wussten nichts
davon. Im „Nirvana-Sutra“ spricht der Bodhisattva Mahakasyapa folgendes: “Buddhas haben verdeckte Sprüche [*2], jedoch keine versteckten Geheimnisse“. Daraufhin lobte der
Weltall-Verehrte-Buddha: “Tathagathas
Reden und Sprüche sind von offener Weite, reinstklar und nebelfrei. Aber
verstanden haben sie die verblendeten Menschen nicht, daher werden sie als
‚versteckte Geheimnisse‘ betrachtet. Für einen Weisen, der durchdrungen
verstanden hat, gibt es weder verborgene noch versteckte Geheimnisse.“ Obige
Worte sollten genügend sein und für sich selbst sprechen.
[*1] Gemeint sind das
„Saddharmapundarika-Sutra“ und das „Mahaparinirvana-Sutra“, die von Buddha auf
dem „Geierberg-Gipfel“ verkündet wurden]; [*2] lyrische, sinnbildliche Sprüche.
„Lyrik des Rechten-Wortes ist das Floß
des Rechten-Weges“ – vietn. buddh. Redewendung.
So wie auf
den „königlichen Wegen“ eines wohl-mächtigen Reiches - wenn dort alles mit
Sicherheit, Recht und Ordnung gepflegt wird - selbst wenn es einmal an den
Grenzen unverriegelt ist, werden sich alle Invasoren dennoch aus Furcht
fernhalten. Ebenso die Wege Buddhas, sobald alle Dharmas selbstlos und
all-umfassend zeitlos in sich vereinigt sind, werden sich vor Furcht alle
Externen-Maras verflüchtigen. Durch all diese Begrifflichkeiten sollten
keinerlei Denkimpulse weder erzeugt noch krampfhaft daran festgehalten
werden!!!
Oh weh mir! Ihr verehrten
Lernenden der Nachwelt! Dem Wahren-Selbst des ureigenen „BUDDHA“ sollt Ihr Euch
mit Rechtem-Vertrauen zuwenden! Nirgendwo draußen! Ihr sollt die Dharma-Wurzel
mit Rechtem-Vertrauen lebendig pflegen! Nicht an den Baumkronen herumzupfen! So
lebt die Dharma-Wurzel wohl und so habt Ihr den tugendhaften Rechten-Fleiß des
Ehrwürdigen Meisters Khuê Phong nicht verkannt.
Tang Dynastie,
Staatsgeneral der Miên-Provinz
裴休 - Bùi Hưu
***
„ZEN QUELLE – DIE ZUSAMMENFASSUNG DES MEISTERWORTE - SAMMELWERKES“
Des Ur-Autor: Zen Patriarch KHUÊ PHONG - TÔNG MẬT [779-841]
Original Text: 禪 源 諸 詮 集 都 序
Vietnamesischer Titel: "NGUỒN THIỀN"
Vollständiger Titel: "THIỀN NGUYÊN CHƯ THUYÊN TẬP ĐÔ TỰ"
Erste deutsche Übersetzung aus dem Vietnamesischen von Chính Tâm.
Diese Übersetzung unterliegt strikt den
Mit persönlicher Zustimmung des Obersten Abtes Zen-Meister Thích Thanh Từ
Mitwirkung bei der deutschen Version von Franciska, Michael...
und Freunde der Hằng Giác - Bodhi-Kontinuum-Zen-Gruppe
Yên Tử - Bambuswald Zen-Tradition - Vietnamesischer Zen-Buddhismus
München, 18. Februar 2018 / 2642
DIE ABHANDLUNG DES BEGLEITWORTES