LOBPREIS-GESANG
Leidenschaftlich, aus tiefer
Verehrung zitierte eine Frau den Namen Buddhas. Der Gesang wurde von Trommeln
und Glocken begleitet. Von früh bis in die Abendstunden ist sie fast wie in
Trance im Buddhas-Namen-Gesang versunken. Plötzlich rief ein Junge durchs
Fenster hinein: „Hey, du alte Frau – was murmelst du denn da?“. Die Frau kochte
vor Wut, krempelte ihre Ärmel hoch, ballte ihre Fäuste und rief: „Wieso störst
du mich in meiner Buddha-Verehrung? Mit ihm kommuniziere ich gerade! Was geht’s
dich an? Hau ab – aber schnell! Sonst lernst du aber meine andere Seite kennen,
wenn ich mit dem Gebet fertig bin!“. Der Junge erwiderte: „Seit früh bis jetzt
hast du den Buddha-Namen gesungen und der Buddha hat nicht ein Mal böse auf
dich reagiert. Und ich – ich habe nur ein einziges Mal gefragt und da willst du
mir schon deine Kehrseite zeigen?! Also, so wie du den Namen Buddhas gesungen
hast, um mit ihm zu kommunizieren und mir dennoch deine Kehrseite zeigen
willst, dann hätten die Papageien längst Erleuchtung erlangt.“
***
VERACHTUNGS-GEREDE
Es gab eine
Frau – von Maras bezahlt –, um Buddha drei tagelang zu beschimpfen. Bis zu
ihrer Erschöpfung beschimpfte sie Buddha nun die Tage über von morgens bis
abends. Am dritten Tag fragte Buddha: „Verehrte Frau – stelle dir vor, du hast
Gäste geladen, denen du eine gute Mahlzeit bereitest. Diese sind aber nicht
gekommen. Wem gehören die Speisen?“ Die Frau antwortete: „Mir gehören sie
selbstverständlich.“ Buddha fragte wiederum: „Auch, wenn das Essen verdorben ist?“
Die Frau: „Ja, auch dann. So werde ich es selber essen. Es gehört mir.“
Daraufhin der Buddha: „Verehrte Frau – den Tathagata hast du drei tagelang aufs
Ärgste beschimpft, so wie du mir in diesen drei Tagen schlechte Speisen dargeboten
hast, dazu habe ich lediglich gelächelt. Nun sind die Speisen verdorben und ich
habe nichts davon gegessen. Mir gehört das Essen nicht. So gehört das Essen
immer noch dir, denn Tathagata hat davon nichts gegessen.“
***
An einem eiskalten, verschneiten
Tag im Tiefwinter besuchte ein Zen-Meister einen buddhistischen Tempel in den
Bergen. Dort angekommen, sah der Zen-Meister herrliche, vergoldete Buddha-Holz-Statuen
auf dem Altar. Nach der Verbeugung vor ihnen, nahm er eine Statue und zerhackte
diese, um ein Feuer anzuzünden und sich daran zu wärmen. Da erschien der
Tempel-Meister und fragte ihn: „Wieso zerhackst du meine Buddha-Statue?“ Darauf
antwortete der Zen-Meister: „In so edlen Buddha-Statuen müssen bestimmt
versteckte Buddha-Reliquien zu finden sein? Ich bin auf der Suche nach ihnen.“
Der Tempel-Meister daraufhin: „Du Idiot! In einer Buddha-Statue gibt es keine
Buddha-Reliquien! Buddha ist nicht in einer Buddha-Statue zu finden!“ Der
Zen-Meister: „So?! Wenn kein Buddha in dieser Buddha-Statue zu finden ist, dann
zerhacke ich doch noch weitere Buddha-Statuen, um einzuheizen, denn mir ist es
kalt!“ Da kniet sich der Tempel-Meister vor lauter Dankbarkeit auf den Boden
nieder – denn in ihm blitzt das Licht der großen Erkenntnis auf.“
Als Antwort kniete sich der Zen-Meister tief auf dem Boden vor der brennenden Buddha-Statue nieder. Die beiden Meister
warfen sich drei Mal nieder vor der brennenden Buddha-Statue und danach genossen
sie gemeinsam beim Tee die Wärme noch bis zum Tagesanbruch.
***
ausgewählt, verarbeitet und übersetzt durch Chinh Tam
mit Unterstützung
für die deutsche Version durch Michael, Mechthild
und
Freunde der Bodhi-Kontinuum-Zen-Gruppe
Bambuswald-Zen-Tradition, Vietnamesischer Zen-Buddhismus
München,
den 30. April 2014
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