Vor langer Zeit – im Zeitalter des Altertums – in den soweit das Auge reicht immergrünen Bambuswäldern einer südöstlichen asiatischen Berggegend verbreitete sich die Legende von einer der ersten Steinlaternen:
Ein blinder Mann besuchte eines Abends seinen Freund. Als sie sich wieder verabschiedeten, zündete sein Freund eine Lampe an, stellte diese in eine Papier-Laterne und gab sie ihm in die Hand.
Ein blinder Mann besuchte eines Abends seinen Freund. Als sie sich wieder verabschiedeten, zündete sein Freund eine Lampe an, stellte diese in eine Papier-Laterne und gab sie ihm in die Hand.
Der Blinde lachte herzhaft los:
– "Möchtest Du mich schmähen, lieber Freund? Für mich ist Tag und Nacht gleich – stockdunkel. Mir reicht ein Stock – keine Laterne!"
Der Andere:
Der Andere:
– "Lieber Freund, aber wenn du eine Laterne hast, können andere Leute mit ihren Pferden Dich besser sehen!"
Er nickte zustimmend und meinte:
– "Hast ja Recht!"
So nahm er die Laterne als Geschenk und verabschiedete sich.
Er nickte zustimmend und meinte:
– "Hast ja Recht!"
So nahm er die Laterne als Geschenk und verabschiedete sich.
Der blinde Mann ging also im Stockdunklen mit einer leuchtenden Laterne in der Hand los. Auf halbem Weg aber bekam er einen kräftigen Stoß von einem anderen Fußgänger, der ihm aus der anderen Richtung entgegenkam. Die Wucht war so groß, dass er vor Schmerzen zu Boden fiel. Zornig beschimpfte der blinde Mann den anderen Fußgänger:
– "Seid Ihr blind? Habt Ihr keine Laterne? Seht Ihr nicht, dass ich eine Laterne habe?"
Der Andere antwortete:
– "Bitte um Entschuldigung, lieber Herr! Doch eine Laterne habe ich auch!"
Der Blinde wurde noch zorniger:
– "Und wieso stoßt Ihr mich dann?"
Als die beiden Männer – jeder seine Laterne in der Hand – sich gegenseitig beschuldigten, riefen andere Passanten ihnen zu:
– "Liebe Herren! Die Lichter eurer Laternen sind doch schon längst verloschen!"
Jedes Mal, wenn die steinernen Laternen gefragt werden würden, warum sie lichtlos und vermoost sind, einsam schweigend am dunklen Wegesrand stehend, würden sie immer wieder einen versteinerten Lichtstrahl spenden, der blitzgleich und hell genug ist, dass die Nachkommen immer wieder begreifen würden, weshalb man nie "lichtlose" Laternen, sondern nur "stockdunkel" sagt.
Und bevor die steinernen Laternen ihr Licht wieder zur ewigen Stille versteinern, lassen sie noch etwas Leuchtendes aufblitzen: Wie viele Menschen es sind, die seit jeher, bis heute wie eine 'lichtlose Laterne' noch unterwegs sind.
DIE STEINLATERNE UND IHR VERSTEINERTES LICHT |
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Zusammengestellt durch Chính Tâm
mit Unterstützung für die deutsche Version durch Michael, Mechthild
und Freunde der Bodhi-Kontinuum-Zen-Gruppe
Bambuswald-Zen-Tradition, Vietnamesischer Zen-Buddhismus
München, den 11.11.2014
Bild: Internet
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